Welche Uhr für welches Budget?

Die Angebotspalette der Uhrenhersteller ist so breit, dass man sich auch mit bescheideneren Mitteln etwas gönnen kann. Hier eine Auswahl nach Preisstufen.

Ein bedeutender Schweizer Uhrenindustrieller pflegte bei der Vorstellung neuer Kreationen zu seinen Teams zu sagen: «Wenn Ihr mir eine Uhr vorführt, müsst ihr sicher sein, dass ihr wahrgenommener Wert mindestens doppelt so hoch ist wie ihr tatsächlicher Preis!» Diese Maxime steht für gesunden uhrmacherischen und ökonomischen Verstand. Jeder Käufer eines Zeitmessers soll den Eindruck bekommen, erheblich mehr Wert am Arm zu tragen als der Betrag, den er dafür ausgegeben hat.

Allerdings ist dieser «wahrgenommene» Wert äusserst subjektiv. Für viele ist er irrational, nicht greifbar. Er demonstriert das Bekenntnis zu einer bestimmten Lebensart. So wird man mit dem Erwerb einer Speedmaster Teil der Eroberung des Weltalls. Wer eine Panerai trägt, stellt seine Liebe zur Seefahrt zur Schau. Eine Urwerk steht für den unabhängigen Freidenker. Die Liste ist endlos: Das Uhrenmarketing verfügt über ebenso viele schöne Geschichten wie Modelle.

Für andere ist der wahrgenommene Wert ganz eng mit dem Produkt verbunden, mit seiner Technik. Und nicht nur mit seiner Geschichte. Ein Tourbillon besitzt eine sichtbare Faszination – viele Sammler sind bereit, für eine solche Komplikation tief in die Tasche zu greifen. Auch eine Greubel Forsey begeistert fast ausschliesslich durch ihre kompromisslose Technik. Diese Manufaktur hat übrigens auch nie irgendwelche Markenbotschafter eingespannt: Ein Uhrwerk von Greubel Forsey spricht für sich. Ihr Preis ist hoch, doch ihr wahrgenommener Wert liegt noch deutlich darüber.

Omega Speedmaster
Longines Symphonette

Erschwingliche Legenden: < 5'000

Jeder Käufer verfügt über ein Budget, jede Marke definiert eine bestimmte Positionierung. Die Kunst besteht darin, beides in Übereinstimmung zu bringen. Unter 5000 Franken ist das Angebot sehr breit. Es ist eines der am härtesten umkämpften Preissegmente, denn es lässt sich an alle Märkte der Welt anpassen. Für wohlhabende Haushalte ist dies das Einstiegssortiment: Es umfasst die eher günstigen schönen Schmuckstücke fürs Leben. Die Uhrenhäuser betrachten dieses Segment als ein weites Feld für Ausdrucksformen.


Das gilt auch für Longines. Historisch und strategisch besetzt die Marke mit dem geflügelten Stundenglas diese Nische. Um ihre Conquest kommt man im Angebot unter 5000 Franken nicht herum. Sie gefällt Männern wie Frauen. Dasselbe gilt für die berühmte J12 von Chanel, den Star der Unisex-Uhrenmode.


Bei den Herren ist die Speedmaster von Omega vermutlich eine der grossen Ikonen der Uhrmacherkunst, die sich – bei manchen Modellen – noch unter 5000 Franken positioniert. Eine erschwinglich gebliebene Legende, genau wie die neusten Breitling-Modelle. Das gilt ebenfalls für die Monaco von TAG Heuer: ein Muss in jeder Sammlung. Diese Aufzählung legendärer Uhren endet schliesslich mit der Reverso von Jaeger-LeCoultre, dem vermutlich berühmtesten rechteckigen Modell der Uhrmachergeschichte, sowie mit der Ballon Bleu von Cartier, deren Erfolg ungebrochen ist.

Panerai

Der Horizont weitet sich: < 10'000

Im Bereich unter 10’000 Franken sind im Wesentlichen dieselben Marken wie im Preissegment darunter vertreten, doch die Modelle werden anspruchsvoller. Die Polaris, die ganz neue Kollektion von Jaeger-LeCoultre, ist beispielsweise als Automatic oder Date zu diesem Preis zu haben. Manche Manufakturen bieten auch erheblich grössere Sortimente an: So sind bei Panerai zahlreiche Modelle der Luminor und der Radiomir verfügbar.


Hier kommen auch weitere Häuser ins Spiel, die im Einstiegssegment nicht vertreten waren. Dazu gehört Ulysse Nardin ebenso wie Girard-Perregaux oder Jaquet Droz. Deren Grande Seconde ist in ihrer Edelstahlversion aus dieser Preiskategorie nicht wegzudenken. Man findet hier auch die Basismodelle von Parmigiani Fleurier, Franck Muller oder Hublot. Schliesslich werden in dieser Nische auch die ersten Manufakturwerke der grossen Häuser angeboten, wie beispielsweise beim Marine Chronometer von Ulysse Nardin.

Drive de Cartier
Audemars Piguet

Erste Schritte in die oberste Liga: 10'000 - 25'000

Dieses Preissegment bildet die erste Stufe der Hohen Uhrmacherkunst. Wenn man sich den 25’000 Franken nähert, kommen prestigereiche Namen in den Blick wie A. Lange & Söhne mit ihrer 1815 oder Audemars Piguet mit einem ebenso ungewöhnlichen wie fesselnden Modell, der Millenary, sowie der ikonischen Royal Oak. Dasselbe gilt auch für die Breguet Classic.


Für Damen und Herren bietet sich im Segment über 20’000 Franken eine grosse Auswahl goldener Uhren wie zum Beispiel die Santos-Dumont oder die Drive, zwei historische Modelle von Cartier. Oberhalb dieser Marke wird auch eine Uhr mit Lünettenbesatz angeboten, was in den tieferen Preisklassen so gut wie ausgeschlossen ist.


Unter 25’000 Franken kann man sich auch für eine Clé de Cartier, eine Big Bang von Hublot, eine WW.TC Lady von Girard-Perregaux, eine Fleurier Amadeo von Bovet oder eine Villeret von Blancpain entscheiden.

Breguet Reine de Naple
A. Lange & Söhne

Hier kommen die Experten zu Wort: 25'000 - 50'000

Jeder Sammler kennt dieses Segment auswendig. Warum? Hier vereinen sich zwei ganz wesentliche und sehr gefragte Merkmale: Manufakturwerke sowie die ersten Komplikationen. So kann die Wahl auf einen Chronographen mit Datum von Vacheron Constantin (Kollektion Overseas), ein Modell mit Grossdatum von A. Lange & Söhne oder eine Duomètre von Jaeger-LeCoultre fallen. Letztere verfügt über zwei unabhängige Werke, was von Sammlern sehr geschätzt wird.


Auch die Handwerkskunst entfaltet in dieser Preisklasse ihren ersten Zauber. Das gilt für die Email-Malerei der Fleurier Amadeo von Bovet sowie die Tonda 1950 mit vollständigem Besatz von Parmigiani Fleurier. Hier ist sicherlich auch die ebenfalls vollständig diamantbesetzte Reine de Naples von Breguet zu nennen.

Urwerk
Ulysse Nardin Freak

Gold, Diamanten... und Tourbillons: 50'000 - 100'000

Wenn der Preis sechsstellig wird, eröffnen sich dem Uhrenliebhaber drei Themenfelder. Das erste betrifft Stücke mit Diamantbesatz wie bestimmte Modelle der Royal Oak oder Royal Oak Offshore von Audemars Piguet. Das zweite Feld sind unabhängige Marken der Haute Horlogerie wie Urwerk. Die Marke mit den Satelliten-Uhren bietet zu diesem Preis ihre 103T und 105 an.


Auf dem dritten Feld tummeln sich die Tourbillons. Die meisten sind für rund 100’000 Franken als Manufakturversion erhältlich. Man kann sich beispielsweise eine Master Tourbillon von Jaeger-LeCoultre oder eine seltene Drive Tourbillon von Cartier gönnen. Hier sollte man aber auch eine weitere uhrmacherische Meisterleistung nicht übersehen: die ultraflachen Uhren. Es gibt übrigens für unter 100’000 Franken eine Jaeger-LeCoultre Master Tourbillon «Ultra Thin», ein Stück für kundige Liebhaber. Auch sei noch die Möglichkeit erwähnt, eine äusserst seltene Chrono Monopoussoir von Jaquet Droz zu erwerben.


Experimentelle Uhren, also technische Kreationen mit sehr grossem Mehrwert, die mit einer avantgardistischen (bzw. futuristischen) Uhrenwissenschaft Neuland betreten, sind ebenfalls in dieser Preisklasse erhältlich. Hier sind besonders die Freak von Ulysse Nardin, die Kollektion Recital von Bovet oder die berühmte, extrem skelettierte Excalibur von Roger Dubuis zu nennen.

Ferdinand Berthoud FB 1R.6-1

Uhrmacherei der Superlative: 100'000 - 500'000

Achtung, begrenztes Jagdrevier. Wenn man sich der halben Million Franken nähert, gibt es noch zahlreiche Sammler, doch die Objekte werden seltener. Die Handelsdynamik kehrt sich um: Es geht nicht mehr darum, sich für etwas zu entscheiden, sondern das Gewünschte zu finden. Man muss sich also schon anstrengen, wenn man eine Excalibur Double Tourbillon von Roger Dubuis, ein Chronomètre FB 1R.6-1 von Ferdinand Berthoud oder eine Zeitwerk Striking Time von A. Lange & Söhne ergattern möchte.


Über 100’000 Franken tritt ein Material in Erscheinung, das unter diesem Preisniveau nicht zur Verfügung steht: Platin. Man findet es in der Jules Audemars von Audemars Piguet, einem sehr selten gewordenen Stück. Doch es gibt auch noch Aussergewöhnlicheres: die Konzeptuhr. Sie wird in extrem exklusiven Serien herausgegeben und soll ein technisches Konzept unter Beweis stellen, ohne den Anspruch auf Massentauglichkeit. Dazu gehört die Royal Oak Carbon Concept der bereits genannten Manufaktur. Sie ist für unter 300’000 Franken zu haben, vorausgesetzt man findet eine!

Greubel Forsey

Ab einer Million

Hat man mehr als sieben Ziffern auf der Rechnung, kennt die Haute Horlogerie keine Grenzen mehr. Dies ist das bevorzugte Spielfeld von Greubel Forsey, die nur zwei Uhren pro Woche fertigen. Die Stücke sind dementsprechend selten, doch bei diesem Preisniveau sind es die Sammler auch. Wie dem auch sei: Wenn man Zeitmesser im Wert von rund einer Million Franken herstellt, ist das Gesetz von Angebot und Nachfrage ausser Kraft gesetzt.